Focus Diabetes mit Spezial Psyche: „Glücklich leben – die Kunst, an Diabetes zu wachsen und innere Stärke zu gewinnen“

Es ist ja inzwischen ein kleines Steckenpferd von mir: das Thema „Diabetes und Psyche“. Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder einmal bei Kongressen wissenschaftliche Sitzungen besucht, in denen Diabetologen und Psychologen über die typischen psychischen Belastungen von Menschen mit Diabetes berichtet haben. Darin ging es um Fragen wie das Depressionsrisiko bei Diabetes (und das Diabetesrisiko von Menschen mit Depression), Diabetes-Burnout oder Probleme in der Partnerschaft. Auch für mein Buch „In guten wie in schlechten Werten“ habe ich viel psychologische Fachliteratur gewälzt und mit Psychologen über die Belastungen gesprochen, die der Diabetes speziell für die Angehörigen von Menschen mit Diabetes mit sich bringt.

Arbeitsintensives und gleichzeitig lehrreiches Projekt

Als von der Redaktion des Focus Diabetes irgendwann im Mai die Anfrage kam, ob ich Lust hätte, quasi das gesamte Themenspezial des September-Heftes zu betreuen, habe ich deshalb ohne Zögern zugesagt. Es war ein tolles und auch sehr lehrreiches Projekt für mich. Toll, weil ich mich intensiv und aus verschiedenen Blickwinkeln eben diesem Lieblingsthema widmen konnte. Und lehrreich vor allem deshalb, weil ich erstmals nicht nur einen kurzen oder auch etwas längeren Artikel zum Focus Diabetes beigesteuert habe, sondern eben gleich ein ganzes Themenspezial. Und das bedeutet, sich gemeinsam mit der Redaktion auch Gedanken über Dinge zu machen, die mich bei meinen bisherigen Artikeln für das Heft nie tangiert hatten: Wie steigen wir in das Thema ein? Welche Schwerpunkte setzen wir innerhalb des Spezials? Wie leiten wir die Leserinnen und Leser durch das Spezial? Was ist unser roter Faden? Wie können wir Inhalte visualisieren? Welches Unterthema eignet sich besser als ein Feature, welches sollte besser als Interview oder als Faktenbox präsentiert werden?

Persönliche Geschichten, Kontakt zu tollen Menschen

Es war ein sehr arbeitsintensives Projekt für mich, das aber gleichzeitig auch sehr viel Spaß gemacht hat. Und das mir darüber hinaus natürlich auch wieder Kontakt zu Menschen vermittelt hat, die mir ihre ganz persönlichen Geschichten erzählt haben. Geschichten, die von der Schwierigkeit handeln, den Diabetes zu akzeptieren. Oder von dem Unbehagen, wegen des Diabetes „anders“ zu sein als andere Menschen. Aber auch von dem unbedingten Willen, sein Leben nicht vom Diabetes beherrschen zu lassen.

Guthaben auf dem Zucker-Konto

Auch die Gespräche mit verschiedenen Experten, die ich für das Themenspezial geführt habe, waren für mich sehr aufschlussreich. Sehr praktisch und hilfreich fand ich zum Beispiel den Tipp der Hamburger Psychologin Susann Clever, die viele Menschen mit Diabetes betreut und ihnen gern rät, ein „Zucker-Konto“ zu führen: Jeder gute Blutzuckerwert, jede korrekt geschätzte Mahlzeit, also jeder kleine Diabetes-Erfolg ist ein kleines Guthaben, das man auf seinem Zucker-Konto sammelt. Und wie bei einem Geldkonto auch, kann man mit einem ausreichenden Guthaben eben auch mal ein bisschen über die Stränge schlagen. Sprich: An Tagen, die in Bezug auf den Diabetes eher bescheiden laufen, oder auch an bewussten Genießer-Tagen kann man sein Guthaben nutzen, ohne mit dem Konto gleich ins Minus zu rutschen. Ich finde dieses Bild sehr schön und entlastend.

Der Diabetes als Energiefresser

Toll fand ich auch das Bild, das der Psychologe Prof. Bernhard Kulzer ins Spiel brachte. Er spricht gern von einer „Diabetes-Energiebilanz“. Den Diabetes beschreibt er wie ein elektronisches Gerät, das permanent Energie verbraucht – sogar im Standby-Betrieb. Und weil Energie nun einmal nicht unendlich zur Verfügung steht, muss man die Akkus regelmäßig aufladen. Sich selbst verwöhnen, eine Auszeit nehmen, Freunde treffen oder ein gutes Buch lesen – was auch immer einem guttut und die Energiereserven wieder füllt. Außerdem erklärte Prof. Kulzer sehr schön, warum der Diabetes bei so vielen Menschen an den Nerven zerrt, sie frustriert oder deprimiert: Mit dem Diabetes MUSS man ständig etwas. Zuckermessen, Medikamente einnehmen, Kohlenhydrate schätzen, Insulin spritzen, Unterzuckerungen vermeiden… „Menschen lieben es nicht, wenn sie immer etwas müssen“, sagte er sehr schön treffend dazu.

Nun, da das Heft erschienen ist und ich das fertige Produkt meiner Arbeit in den Händen halte, bin ich zufrieden mit meiner Arbeit. Ein schönes Gefühl. Und wenn ihr nun Lust bekommen habt, das gesamte Themenspezial zu lesen (und natürlich auch den Rest des Hefts), dann lauft schnell zum Bahnhofskiosk oder einem anderen Zeitschriften-Dealer. Online kann man die Ausgabe auch als E-Paper hier kaufen und direkt herunterladen.

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